Rückblick 2022

 

Liebe Mitglieder, Gönner und Freunde von CALLECRUZ

 

 

Gerne berichte ich lhnen auch dieses Jahr wieder von unserem Leben in Bolivien. Wie überall gab es auch bei uns Positives und Negatives. Während sich die hiesige politische Lage mehr oder weniger entspannt gibt, war die personelle Situation alles andere als komfortabel und vor allem unvorhersehbar. Nachdem sich im vergangenen Jahr unser Verwalter Eduardo zur Kündigung entschied, erkrankte er und fiel bis November aus. Zusätzlich waren wir gezwungen, einen nicht teamfähigen landwirtschattlichen Mitarbeiter zu entlassen. Eine weitere Pechsträhne erreichte uns Ende November, also in der Hauptferienzeit, als einer der zwei übriggebliebenen Mitarbeiter verunfallte und ersetzt werden musste. Glücklicherweise suchte ein Nachbar mit Melkerfahrung Arbeit, so dass die Situation sich etwas entspannte. Dies alles bedeutete auch für mich eine ordentliche Belastung.

Noch im 2019 hegten wir die Hoff-nung, aus Moringasamen das Morin-gaöl in der Schweiz herzustellen und zu vermarkten. Dieses Vorhaben scheiterte leider aus zwei Gründen. Zum einen war der Standort ungüns-tig, zum andern "perforierten" Mäuse und andere durstige Tierchen bei Trockenheit die mit Wasser gefüllten, neu ersetzten Schläuchel Wir liessen den Kopf nicht hängen und suchten nach weiteren Einnahmequellen.

 

Als ich mich vor meiner Rückreise bei einem Besuch im Gesundheitszent-rum von Santa Cruz - ein Werk von Pater Louis Zimmermann aus Vättis - erkundigte, was sie mit der dort ange-pflanzten Aloe vera machen, kam die Antwort, dass die dortige Zentrale ei-nen Saft herstelle und weil die Eigen-produktion nicht ausreichte würden diese hochwertigen Pflanzen noch hinzugekauft. Die ldee war geboren! Sie wachsen relativ schnell in soge-nannter "schwarzer" Erde, die in der República vorhanden ist. Das bereits erreichte Resultat zeigt uns Cris.

Jeder Bub hat seinen eigenen "Pflanzblätz", wo er Gemüse an-pflanzt. Rudolfo und Hektor waren mit ihren Randen erfolgreich, die sie mir mit vollem Stolz präsentierten und entsprechend für das Foto posierten! Was von diesem Gemüse nicht für die República gebraucht wird, dürfen sie verkaufen und erhalten die Hälfte

des Erlöses, toll!

Mit der etwas antizyklischen Aussaat von Yuca hatten wir grosses Glück. Sie konnten drei Monate vor der üblichen Erntezeit ausgegraben und zum Verkauf angeboten werden, wo wir fast das Dreifache des üblichen Handelspreises erzielten. Dies trotz des sehr langen Transportweges in den nächstgelegenen Ort.

 

 

 

Yuca, vielleicht besser bekannt als Maniok, dient als Kartotfel- und sogar als Brotersatz. Es ist eines der Hauptnahrungsmittel in unserer Gegend und kann für Todillas, Masaco (geriebene Yuca und selbstgemachter Käse: schmeckt natürlich am besten!), Suppe usw. verwendet werden.

Nun zu unserem zweiten Standbein:

NATs (niños, niñas y adolescentes trabajadores):

Aus bekannten Gründen konnte wäh-rend der letzten zwei Jahre NATs nur sehr reduziert weitergeführt werden. Dieses Jahr werden die Aktivitäten im gewohnten Rahmen durchgeführt, mit dem einzigen Unterschied, dass die Leiterin des Programms, Amelia, in die verschiedenen Quartiere in Santa Cruz geht und in den jeweiligen Schulen das Schulmaterial verteilt oder auch die verschiedenen Bastel-nachmittage begleitet. Die Teilneh-menden sind jeweils sehr dankbar und zeigen dies jährlich mit unzähli-gen, selbst angefertigten Weihnachts-karten. Die Kinder und Jugendlichen drücken ihre Dankbarkeit aber vor allem dadurch aus, dass sie sich bemühen, gute Noten zu erzielen, um einen besseren Start in die Zukunft zu erlangen. Einmal mehr sei hier erwähnt, dass die Weiterführung dieses sehr wichtigen Projektes ausschliesslich der Grosszügigkeit der Stiftung Othmar Bamert in Luzern zu verdanken ist.

24 Jahre República de CALLECRUZ:

 

CALLECRUZ wurde im April 1991 von Pater Jorge Töppel aus Zürich gegründet. Sieben Jahre später kaufte er eine Farm, 35 km von Santa Cruz entfernt, und "taufte" sie: República de Callecruz. Der Name gibt den Hinweis, dass sie demokratisch geführt wird. Einige unserer Buben und eine Delegation der externen Schüler stellen sich einmal im Jahr zur Wahl zum Präsidenten und Vizepräsidenten. Als Aufsichtsperson ist immer ein Betreuer dabei.

 

Am diesjährigen Jahrestag der Gründung, dem 5.April, wurde der neugewählte Präsident, Nicolás "vereidigt" (er gestaltete die diesjährige Weihnachtskade). Er hat eine besondere Geschichte: Bis er erstmals in ein Heim kam, lebte er in den Strassen von Santa Cruz. Oft kroch er in aufgeschichtete Kartons am Strassenrand, um sich vor der Kälte zu schützen. Das ging gut, bis eines Morgens jemand diese Kartons anzündete, ohne zu ahnen, dass sich darunter ein schlafendes Kind befand. Die Brandwunden im Gesicht und am Körper bleiben ihm zeitlebens.

 

Fast jeder "chico" hat mehr oder weniger dramatische Erlebnisse zu verarbeiten. Um sie dabei zu unterstützen, ist unser Team stark gefordert. Erschwerend ist die Tatsache, dass wir aus finanziellen Gründen nur ein Minimum an Betreuern beschäftigen können. Nötig wäre mindestens ein zusätzlicher Betreuer, weil uns immer mehr jüngere Buben von der Vormundschaftsbehörde oder anderen Heimen anvertraut werden und auch weil die Bürokratie seit diesem Jahr unglaublich zugenommen hat.

 

Sie sehen, dass es uns an Herausforderungen auch weiterhin nicht fehlt, und daher ist auch lhre treue Unterstützung so wertvoll.

 

lm Namen von uns allen in CALLECRUZ sage ich lhnen ein ganz herzliches VERGELTS GOTT für lhr Wohlwollen.

 

 

Mit dankbaren Grüssen und besten Wünschen

 

Maria Widrig

P.S. Mit den neuen QR-Einzahlungsscheinen ist es nicht mehr möglich, eine Mitteilung anzubringen. Wer dies tun möchte, bitte ich, mich persönlich mit E-Mail (m.widrig@gmx.ch) zu kontaktieren, mit Betreff CALLECRUZ.

Bankverbindung: St. Galler Kantonalbank / BIC: KBSGCH22

Schweizerfranken: CH45 0078 1616 1083 4200 0

Fremdwährung: CH18 0078 1616 1083 4200 1 

Rundbrief 2022.pdf
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